Munchmuseet, MM K 3240
MM K 3240, Munchmuseet. Datert 06.12.1921. Brev fra Ottilie Schiefler.
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NB: Kombinasjoner av virkemidlene forekommer!
Munchs skrevne tekst
overstrøket tekst
Munchs skrevne tekst
Munchs skrevne tekst
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store strykninger gjort med strek, kryss el.l.
fet tekst er trykt tekst
{overskrevet tekst}
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‹uklar/vanskelig leselig tekst›
endring av rekkefølgen på ord
Billederne forhåbentlig2 bliver1 god
Hamburg, den 6. Dezember 1921.
Oberstr. 86.
Oberstr. 86.
Sehr verehrter Herr Munch!
Sie waren damals so freundlich, mir
aus Berlin einen Gruss zu meinem
Geburtstag zu schicken, über den ich
mich so sehr freute. Ich möchte nun
heute die Gelegenheit wahrnehmen,
Ihnen für die Karte vielmals zu
danken und gleichzeitig nun Ihnen
meine herzlichen Glückwünsche
zu Ihrem Geburtstag auszusprechen.
Es war so schade, dass Sie auf
Ihrer Deutschlandreise nicht auch
Hamburg aufsuchten. Wir hätten
uns alle so gefreut, Sie einmal
wiederzusehen und ich glaube, es
hätte Ihnen in Mellingstedt auch
gut gefallen.
Eben ist aus der Kunsthalle das
von Ihnen gemalte Portrait von
Vater hier angekommen, das
Gustav und ich gleich aufhängten.
Es hängt nun grade meinem
Schreibtisch gegenüber an der Haupt-
wand des Zimmers. So kann ich es mir
immer ansehen und habe viel Freude
an dem Bild. Ich habe so gern, wie Vaters
geistige Frische im Gesicht und der ganzen
Haltung ausgedruckt ist. Und dann
auch die schönen Farben. Mein Lieblings-
bild haben wir leider nicht hier, das ist
in Mellingstedt. Das ist nämlich die
Tannenlandschaft. Die kann ich mir
immer wieder ansehen und freue mich
über den tiefen Frieden, der aus dem Bilde
auf einen kommt, und doch ist an
jedem Flech so fabelhaftes Leben.
In Mellingstedt habe ich lange Zeit
„Mann & Mädchen am Strande” hängen
gehabt, das liebe ich auch sehr.
Eigentlich ist es ja schade, dass all
die schönen Bilder von Vater in Mappen
liegen, aber sie würden ja natürlich
viel zu sehr unter dem Aufhängen
leiden.
Seit dem 1. November wohne ich in
Hamburg in unserm Haus in der
Oberstrasse mit Gustav zusammen.
Es ist für mich sehr schön, im Winter
in der Stadt zu sein; man hat so
viel mehr Anregung. Und dann mache ich
auf der Handelsschule einen Halb-
jahrskursus durch. Es gibt da ein
Abgangszeugnis, mit dem ich später
ganz gute Anstellungen bekommen
würde. Es ist ein sehr schönes Leben,
das Gustav und ich hier führen.
Gustav ist sehr musikalisch; da
kommen denn oft Freunde von ihm,
die mit ihm Trio und Quartett
spielen, woran ich sehr viel Freude
habe.
Nun will ich aber den Brief be-
schliessen, ich habe schon ein schlech-
tes Gewissen über die lange Zeit, die
er Ihnen rauben wird.
Ihnen nochmals alles Güte zum Ge-
burtstag wünschend, bin ich
mit herzlichen Grüssen
Ihre sehr ergebene
Ottilie Schiefler.