Munchmuseet, MM K 3193

MM K 3193, Munchmuseet. Datert 22.09.1911. Brev fra Gustav Schiefler.

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Hamburg 22. September 1911



    Lieber Herr Munch!


    Endlich, nach 7-wöchiger Abwesenheit,
sind wir wieder von unserer Reise
zurückgekehrt, und hier habe ich
Ihren Brief und die auf Ihre Kon-
kurrenz bezügliche Drucksache vorgefun-
den. Haben Sie besten Dank für beides
und auch die Karten, die vor her ge-
kommen und uns auf die Reise nach-
geschickt sind.

    Ich ärgere mich wirklich zu sehr, dass
die Entscheidung über die Universitäts-
gemälde nicht zu Ihren Gunsten aus-
gefallen ist. Wir haben immer mit so

 

      

viel Antheilnahme für Sie an diese
Sache gedacht, zunächst schon aus
persönlichem Interesse für Sie, dann
aber noch mehr, nachdem wir den
schönen Entwurf in der Secession in
Berlin gesehen hatten. Ich warte nun
mit Neugierde darauf, jemanden
zu finden, der mir die Urtheile der
Preisrichter übersetzt. Ich habe vergeb-
lich versucht, mit meinen paar dä-
nischen Brocken den Inhalt zu ver-
stehen. Ich begreife es nicht, dass
man Ihre so grossartig gesehenen

 

      

und empfundenen Schöpfungen nicht
genommen hat.

    Wenn Sie schreiben, Sie hätten gehofft,
dass ich Sie besucht hätte, so können
Sie mir glauben, wie gern auch ich
einmal gekommen wäre. Aber meiner
Gicht wegen wollte ich dies Jahr noch
einmal die Kur in Tarasp, die mir
voriges Jahr so gut getan hatte, wie-
derholen. Hoffentlich brauche ich S
sie das nächste Jahr nicht wieder zu
benutzen. Im Anschluss an die eigent-
liche Kur, die meine Frau auch ge-

 

      

braucht hat, waren wir dann noch
zur Nachkur 1–2 Wochen in Tirol,
(Bolzen und den Dolomiten) und zum
Schluss eine Woche in Wien und ein
paar Tage in Dresden. Die Reise war
wunderschön; abgesehen von einigen
Gewittertagen immer schönes Wetter
und ununterbrochen sommerliche
Wärme. Auch meiner Frau ist die Reise
sehr gut bekommen. Ich hatte mir
nach Vulpera ein paar geologische
Bücher mitgenommen und habe ver-
sucht, mich über die verschiedenen

 

      

Gesteinsarten und ihre Entstehung
zu unterrichten. In Verfolg dieser
Studien habe ich auch Steine ge-
klopft und mancherlei mitgebracht.

    Mit Freuden habe ich gelesen, dass
Sie in München ausstellen wollen und
hoffe, dass wir dann auch hier oder
in Berlin Neues von Ihnen zu sehen
bekommen. Wie lange schon weiss ich, ausser
den graphischen Sachen und Ihren
Universitätsbildern, nicht, was Sie sonst
gearbeitet haben. Fein wäre es, wenn
wir Sie bei diesem Anlass selbst

 

      

einmal wieder zu sehen bekä
men. Aber wenn Ihnen die Ruhe
so gut bekommt, will ich auch
nicht zu früh zu neuen Reisen
drängen. Jedenfalls freut es uns
sehr, dass Sie Sich so wohl fühlen.

    Den Kindern geht es auch
gut; der kleine Engel ist nun
schon 12 Jahr und ein grosses Mäd-
chen geworden. Alle, insbesondere
auch meine Frau, lassen Sie herzlich
grüssen

    
    In alter Freundschaft

    Ihr
Schiefler