Munchmuseet, MM K 2959
MM K 2959, Munchmuseet. Datert 19.05.1924. Brev fra Gerhard von Mutius, Deutsche Gesandschaft.
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NB: Kombinasjoner av virkemidlene forekommer!
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Munchs skrevne tekst
Munchs skrevne tekst
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Deutsche Gesendtschaft
Kopenhagen.
Hochverehrter lieber Herr Munch!
Von Niemandem in der Welt hätte ich weniger eine Ant-
wort erwartet als von Ihnen und von Wenigen hätte sie mir mehr
Freude machen können. Namentlich haben Sie mir mit dem Bild
Ihrer Freiluftmalerei eine sehr grosse persönliche Freude ge-
macht. Ich sehe Sie ordentlich in Ihrem Anwesen in Sköien vor
mir und gedenke der sehr anregenden Stunden, die ich dort bei
Ihnen verbringen durfte. Ich verstehe sehr gut Ihre Sätze. Sie
malen nicht, wie Sie die Natur sehen, sondern wie Sie die Natur
gesehen haben. Man sieht verschieden in verschiedenen Augen-
blicken, wenn man aufgeregt ist anders als wenn man kühl ist.
Wenn Sie die Farben, die Sie in der Leidenschaft gesehen haben,
wiedergeben, werden Sie auch die Leidenschaft wiedergeben. Genau
so habe ich Ihre Malerei immer empfunden. Sie geben ihr den
Einschlag des „Erlebnisses”, was Ihre Kunst auf einen ganz an-
deren Boden stellt als was sonst die Galerien in der Regel füllt.
Ich bedauere sehr, dass Sie im hiesigen Museum nicht besser ver-
treten sind und würde sehr gern einmal wieder in Christiania
in unmittelbaren Kontakt mit Ihrer Kunst treten. Ich werde nie
vergessen, wie ich nach meiner Ankunft dort im Jahre 1918 ein
Konzert in der Aula der Universität hörte. Aber ich passte gar-
nicht auf die Musik auf, sondern lebte in Ihren Farben und For-
Kopenhagen.
Kopenhagen, den 19. Mai 1924.
Hochverehrter lieber Herr Munch!
Von Niemandem in der Welt hätte ich weniger eine Ant-
wort erwartet als von Ihnen und von Wenigen hätte sie mir mehr
Freude machen können. Namentlich haben Sie mir mit dem Bild
Ihrer Freiluftmalerei eine sehr grosse persönliche Freude ge-
macht. Ich sehe Sie ordentlich in Ihrem Anwesen in Sköien vor
mir und gedenke der sehr anregenden Stunden, die ich dort bei
Ihnen verbringen durfte. Ich verstehe sehr gut Ihre Sätze. Sie
malen nicht, wie Sie die Natur sehen, sondern wie Sie die Natur
gesehen haben. Man sieht verschieden in verschiedenen Augen-
blicken, wenn man aufgeregt ist anders als wenn man kühl ist.
Wenn Sie die Farben, die Sie in der Leidenschaft gesehen haben,
wiedergeben, werden Sie auch die Leidenschaft wiedergeben. Genau
so habe ich Ihre Malerei immer empfunden. Sie geben ihr den
Einschlag des „Erlebnisses”, was Ihre Kunst auf einen ganz an-
deren Boden stellt als was sonst die Galerien in der Regel füllt.
Ich bedauere sehr, dass Sie im hiesigen Museum nicht besser ver-
treten sind und würde sehr gern einmal wieder in Christiania
in unmittelbaren Kontakt mit Ihrer Kunst treten. Ich werde nie
vergessen, wie ich nach meiner Ankunft dort im Jahre 1918 ein
Konzert in der Aula der Universität hörte. Aber ich passte gar-
nicht auf die Musik auf, sondern lebte in Ihren Farben und For-
men wie in einem Rausch, sodass ich am nächsten Morgen beim
Aufwachen mich erstaunt frug, was ist Dir eigentlich passiert.
Es ist irgend ein neuer Stoff in Deinem Blute. Und so ist es
mir dann in zunehmendem Grade bei Ihren Sachen gegangen. Das
Schwarz-weiss-Blatt, das ich von Ihnen besitze, es ist die
„Totenurne”, vermittelt mir etwas von dem Ursprünglichen, was
ich damals in Ihnen fand und immer wieder finde.
Sehr interessiert mich, was Sie über die Beziehungen
des „Lebensfrie\ss/” zu Ibsens „Wenn wir Toten erwachen” schrei-
ben. Ich muss mir das Stück und die Bilder daraufhin noch ein-
mal ansehen. Da ich nichts besseres habe, um Ihnen meinen Dank
auszudrücken für alles, was mir Ihre Kunst gibt, lege ich Ihnen
ein Buch bei, das vor zwei Jahren von mir erschienen ist und in
dem auch Verschiedenes über Kunst steht. Speziell der Begriff
des „Erlebnisses”, wie er darin charakterisiert ist, könnte
Sie vielleicht interessieren. So wie ich Sie kenne, glaube ich,
dass Ihnen die Kapitel „Gesundheit”, „Die Tragödie” und
„Der Tod” etwas sagen könnten. Sie brauchen aber nicht zu-
sammenhängend in dem Buch lesen. Es ist ziemlich gedrängt und
aphoristisch geschrieben, sodass man auch darin nu blättern
kann.
Es würde mir eine grosse Freude sein, Sie in Christi-
ania einmal wiederzusehen, und ich gebe die Hoffnung noch nicht
auf, dass ich meinen Besuch von hier aus im Laufe der Zeit werde
ermöglichen können.
Ihrer Wohlfahrt\Produktivität/ und Ihrer Kunst rufe ich ein „Vivat,
Munchmuseet, MM K 2959
Brev fra Gerhard von Mutius, Deutsche Gesandschaft.
Datering
Datert 19.05.1924.