Munchmuseet, MM K 2956
MM K 2956, Munchmuseet. Datert 25.05.1930. Brev fra Richard Mengelberg.
Forklaring av tegn og farger i visningen
NB: Kombinasjoner av virkemidlene forekommer!
Munchs skrevne tekst
overstrøket tekst
Munchs skrevne tekst
Munchs skrevne tekst
tekst skrevet av andre enn EM selv
store strykninger gjort med strek, kryss el.l.
fet tekst er trykt tekst
{overskrevet tekst}
\tilføyd tekst i linjen/
tilføyd tekst over linjen
tilføyd tekst under linjen
lakune/uleselig tekst merkes med ...
‹uklar/vanskelig leselig tekst›
endring av rekkefølgen på ord
Billederne forhåbentlig2 bliver1 god
Wetzelsdorf 25 Mai 1930
b/ Graz
b/ Graz
Mein lieber alter Freund Munch!
Ein glücklicher Zufall brachte mir Deine liebe Carte
vom Mai 26 in die Hand mit der Feder-Silhuette Deines
Porträts, das mich an das Gleiche in Nora’s damaligen
Skizzenbuch mit der türkischen Liebeserklärung („Kl … ”)
erinnerte. – Dagegen hatte nun die Freude irgendwo Deinem
65 jährigen Porträt zu begegnen, in dem Du wie ein engli-
scher Lord aussiehst, was Du nicht als eine Herabziehung auf-
nehmen darfst; ebenso brachte die „Leipziger Illustrirte” ein
Munch Zimmer von Prof. Glaser, dessen Bilder we-
nig erkenntlich waren. – Nun schrieb mir auch mein Kind,
daß sie ihren Hauptsalon nur mit Deinen Sachen dekoriert
hat; vor allem dem Kinder Porträt in Oel; dem „genesenden
Mädchen” welches Du mir z.Z. mit einer frdl. Widmung
zu m. Geburtstag sandtest u. einigen Blättern aus der
mir damals von Meier-Gräfe aus Paris frdl. gewidmeten
Mappe! Du würdest sie u. mich nun zu außerordent-
lichem Danke verpflichten, wenn Du „Deinen Salon”
bei Deiner öfteren Anwesenheit in B.; durch Deinen Besuch
krönen würdest (W. 15 Meierottostr. 3 III), wo Du dann
auch viele Dich interessierende Sachen von dem leider
frühverstorbenem Professor Brömse aus Prag, mit dem
Nora in vieljähriger engster Freundschaft verbunden
war
war, finden würdest! bitte mag uns diese große Freude,
u. bilde dadurch einen Uebergang auf die Jugend,
nach dem uns doch viele Jahre früher so eng u. glücklich ver-
bunden haben! Meine Tochter hat, nachdem sie, mir
zu liebe, viele Jahre bei Schawacker Musik studirt hat-
te, dann bei Milan sich als ‹Recitatorin› ausgebildet, u.
war deßen Lieblingsschülerin, sie ist dann auch noch oft
mit eigenen Abenden aufgetreten, hat das aber, der un-
günstigen Zeitverhältnisse wegen, neuerdings aufgegeben.
Beiliegend präsentiere sie Dir in einem Gruppenbilde, zu ihrer
Seite findest Du ihren langjährigen Freund, einem auch
mir seit 20 Jahren engverbundenen, vornehmen Charakter,
den die Kriegsverhältnisse glücklicher Weise nicht tangiert
haben, während diese mich leider um mein ganzes sauer
erworbenes Vermögen brachten, links von mir siehst
Du meinen Neffen Dr Rud. M., der sich in Amsterdam,
unter uns um berühmten Vetter Willem Mengelberg, als
erfolgreicher Componist eine selbstständige u. glänzende
Stellung errungen hat, von deren Basis dem Amsterdam’en
Concert Gebouw wirst Du ja ohne Zweifel gehört haben?!
Seitdem sich unsere Lebenswege trennten, b …
u. Geschäften, ein passionierter Italien Bummler \geworden/
u stets im Frühjahr u Herbst mehrere Monate
dort auf Kunstpfaden gepilgert; durch neue
freund-
2)
freundschaften veranlaßt, hatte um Gardasee ein
bescheidenes Terrain erworben, um dort, procul ne-
gotiis, des verdienten otium zu pflegen, leider starb
dann in 1911 meine so sehr geliebte Frau, u. dann
kam der fürchterliche Krieg, zu deßen Anfang ver-
geblich versuchte nach m. geliebten Lago zu kommen,
statt deßen kam durch zufällige Umstände nach
Graz, meine Tochter blieb in Berlin, die Zinsen
m. Vermögens langten reichlich für uns Beide; ich
kaufte dann, vor dem Zusammenbruch mein
jetzt bewohntes hübsches Grundstück, u. vermachte
dasselbe dann, nachdem durch die Inflation mein
ganzes Baar Vermögen verloren war, meiner freun-
din gegen die Verpflichtung mich bis zu meinem Le-
bensende darauf zu unterhalten; dem ist die
Brave nun schon seit mehr wie 10 Jahren treulich
nachgekommen, u. da ich im nächsten Monat
77 Jahre alt werde, u. mich bei m. soliden Leben
noch kräftig u lebensfroh fühle, denke wenigsten
das
freundschaften veranlaßt, hatte um Gardasee ein
bescheidenes Terrain erworben, um dort, procul ne-
gotiis, des verdienten otium zu pflegen, leider starb
dann in 1911 meine so sehr geliebte Frau, u. dann
kam der fürchterliche Krieg, zu deßen Anfang ver-
geblich versuchte nach m. geliebten Lago zu kommen,
statt deßen kam durch zufällige Umstände nach
Graz, meine Tochter blieb in Berlin, die Zinsen
m. Vermögens langten reichlich für uns Beide; ich
kaufte dann, vor dem Zusammenbruch mein
jetzt bewohntes hübsches Grundstück, u. vermachte
dasselbe dann, nachdem durch die Inflation mein
ganzes Baar Vermögen verloren war, meiner freun-
din gegen die Verpflichtung mich bis zu meinem Le-
bensende darauf zu unterhalten; dem ist die
Brave nun schon seit mehr wie 10 Jahren treulich
nachgekommen, u. da ich im nächsten Monat
77 Jahre alt werde, u. mich bei m. soliden Leben
noch kräftig u lebensfroh fühle, denke wenigsten
das
das Göthe’sche Alter zu erreichen! –
Mein Kind macht mir die gröste Freude, zu
Ostern, war sie in Assisi, u. zu Anfang August hat
sie mich nach Bayreuth eingeladen, um die Fest-
spiele noch mal mitzumachen, wir denken vom
6–13 Aug. dort zu sein, u. hören Tannhäuser, Tristan,
u. Parsifal, ich freue mich riesig darauf, nachdem
ich 1882 den letzteren dort miterlebte; dann
denke mich zu m geliebten Dürnstein einige Zeit
zu erholen, u. werden m. Kinder mir assistiren. –
Könnten wir uns in diesem Leben noch einmal
treffen mein lieber Freund, so würde mir das eine
Riesenfreude machen, sonst aber bei unter die
Teosophen gegangen, u. da bis zur endgültigen
Nirvana noch einige Stationen übrig bleiben,
haben Aussicht uns irgendwie u. wo im Kosmos
noch einmal in Freude zu begegnen! Lebewohl
lieber Freund, u schreibe mir mal gelegentlich
ein paar Zeilen, Du hast’s ja leichter, da noch von
einem so großen, berühmtem Mann öfter etwas hörst
u. liest! In alter treuer Freundschaft bleibe
Dein Richard Mengelberg
Omtalte personer og institusjoner:
Nora Mengelberg, Curt Glaser, Julius Meier-Graefe, , , , , , Johann von Goethe, Leipziger Illustrierte Zeitung,